Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war irgendwas anders. Keine Ahnung. Nur so ein Gefuehl halt.
Mir gingen so komische Gedanken durch den Kopf. Sehnsucht nach einem Schreibtisch. Meine Finger zuckten leicht, suchten nach einer Tastatur oder wenigstens nach einem Bleistift und einem Block Papier.
Mein Beine waren schwer und ich wollte mich gleich wieder hinsetzen. Aber nicht auf mein Bett. Das konnte ich nur mir Abscheu betrachten. Ein Bett, das ist gleich Faulheit.
Nein, ich hatte das dringende Beduerfnis mich auf einen Drehstuhl an einen Schreibtisch zu setzen. Meinen Schreibtisch, auf der Arbeit. Mein Telefon rechts, mein Computer direkt vormir, mein linierter Block mit Kugelschreiber zu meiner Linken. Im Hintergrund etwas versteck, damit es die Kollegen nicht gleich sehen, ein Muffin. Ein Becher Kaffee.
Danach sehnte ich mich. Es war mehr, es war eine Sucht. Wie das Verlangen nach der ersten Zigarette am Morgen. Aber so eine Zigarette, die man hinauszoegert, um dieses Gefuehl der Sehnsucht zu geniessen.
Es gab noch andere Veraenderungen, koerperliche. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich hab ueber Nacht ein Bauch bekommen. So einen kleinen, der vom Koerper absteht, wenn man an sich herunter schaut. Ein bisschen wie schwanger, nur mit mehr Falten. Uber meiner Stirn sind mir die Haare ausgefallen. Mein Gesicht wirkt blass-gelblich und eingefallen, die Zaehne beige und leicht durchsichtig, Finger, Nickotin-gelb. Ein leichtes, verklaertes Laecheln umspielt meinen Mund.
Oh mein Gott, ich hab mich in einen BUEROMENSCHEN verwandelt.
Ich zog mich an, graue Hose, dunkelgraues Hemd, meine bequemen braunen Lederhalbschuhe. Schnell ein Kaffee, ein Pancake mit Marmelade und ab zur Arbeit, um die sich sowieso schon mein ganzen Denken dreht. Ich kann es kaum noch erwarten. Spannung. Was ist blos aus meinen Faellen geworden, meinen Kunden. Irgendwelche Neuigkeiten, Emails, neue Probleme.
Ich versuchte schnell zu radeln. Bald blieb mir aber die Puste weg, so dass ich langsamer machen musste.
Endlich angekommen. Kaffee geholt. Meine Hand greift zitternd nach dem runden Schalter. Das Windows-Logo, Eingeloggt, Datenbank, Citrix, Outlook und Jabber gestartet. Ein Gefuehl tiefer Befriedigung ueberkam mich, als ich dann das erste mal das bekannt Tringeling meines Telefons hoerte. Meine Fingerkuppen tasteten nach der bekannten Stellung, Zeigefinger uber dem F und dem J. Augen starr gerade aus auf den Bildschirm gerichtet. Leerer Blick, stetig hin und her gleitend, entlang den Zeilen.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.
Allen Bueromenschen in allen Buerotuermen dieser vielzuwenig verwalteten Welt gewidmet.