Mittwoch, Mai 31, 2006

Mein zweiter Arbeitstag

Am zweiten Tag bin ich erstmal zu spaet gekommen. Hat keinen gestoert. Waren auch nur 10 min. Fuer Studentenverhaeltnisse gar nichts. Dabei bin ich ueberpuenktlich von meinem Hostel los und zur DART, so heisst hier die S-Bahn, von der es auch nur eine Linie gibt. Dafuer gibt es noch eine Tram-Linie namens LUAS. Erfreulicherweise billig im Vergleich zu Berlin. Bin jedenfalls verwirrt eine Station zu frueh raus und den Rest gelaufen. Eigentlich sollte dort ein Shuttelbus zu meinem Bueropark fahren. Hab aber keinen gefunden. Irrte rum. Bis mir rumstehende Menschen auffielen. Genau. Kein Schild. Muss man halt wissen, wo der los faehrt.

Heute Vortrag gehoert. Lauter Abkuerzungen OVSP, GHD, AS/IS. Nach dem ich die Abkuerzungen nachgefragt habe, verstand ich auch was. Konnte aber nur wenig von der PowerPoint-Praesentation erkennen. Hab naehmlich noch keine neue Brille. Die restliche Gruppe, ganze 6 Leute, sind schon seit ca. 2 Wochen dabei, 3 Franzosen, 2 Deutsche, 1 flaemisch spraechende Kanadierin. Die haben neben dem Vortrag alles moegliche gemacht, Emails geschrieben, Internet. Was ist das denn fuer eine Arbeitsmoral! Ich bin schon um 3 gegangen. Musste noch zum Welfare Office, wegen meiner PPS-Nummer. Die wollen aber einen Brief von meinem Hostel, dass ich dort wirklich wohne. Werde naechste Woche noch mal hingehen und bis dahin eben illegal arbeiten.

Dachte bisher ich waere fuer die Firma Coney zustaendig. Englische Aussprache: es ist KONE. Stellen Rollentreppen und son Zeug her und haben ganz viele Computer verschiedenster Bauart. Der 8. Juni wird der Start meines Help Desks sein. Dann werden ganz viele verzweifelte KONE-Mitarbeiter bei mir anrufen.

Die beiden Deutschen sind nett. Der eine kommt gerade vom Bund und will eigentlich noch Miami. Das scheint eine allgemeine Vorgehensweise zu sein, auf dem Weg in die USA, stopp in Irland zu machen. Die Einreisepapiere fuer die USA dauern ein paar Jahre. Irland als Ausreiseland hat ja auch Tradition. Der zweite Deutsche ist etwas aelter (40?) und hat in Deutschland einfach keinen Job bekommen.

Morgen werd ich mir 3 Zimmer anschauen. Alle in der Suedhaelfte von Dublin. Da ist auch meine Arbeit und der Teil macht find ich einen netteren Eindruck. Ich will auch nicht im Zentrum wohnen. Ist zu hektisch, und Abgasverseucht. Lieber mal was gruenes. Genauso wie mit dem Job geht es auch mit der Wohnung schnell. Anrufen und vorbei kommen, vielleicht auch morgen. Einzug ist meist ab sofort oder die naechsten Tage. Hab die Schnauze voll von Dormitories. Vorgestern schlief ich mit 5 US-Amerikanern in einem Zimmer. Die kennen sowas wie Ruecksichtnahme nicht. Licht an, unterhalten - ich will schlafen, muss frueh raus, kann kein Hollyday machen. Dem einen sollte man mal erklaeren, dass man die Klotuer zumacht, waehrend man pieselt. Struller, struller, immer mitten rein. Wenigstens hat er dabei nicht gesungen. Ich brauch mein eigenes Zimmer.

Dienstag, Mai 30, 2006

Mein erster Arbeitstag

Mein erster Arbeitstag. Das klingt nach einem Deutschaufsatz aus der POS (oder Grundschule, fuer alle, die im Westen gross geworden sind). Eine Gruppe schuechterner Maenner (nicht eine Frau) sammelte sich im Foyer. Der Sicherheitsdienst schnappte sich jeden einzeln und verpasste ihm so ein schmuckes Badged mitsamt Foto. Damit oeffnen sich in Zukunft die Tueren fuer uns. Dann in einen Meeting Room, Kaffee oder Tee, verschiedene Leute halten Vortraege mit Powerpointpraesentation. War nicht so anders als Uni. Buerokratischer Kram. Ich brauch eine PPS Nummer, ein Certificate of Tax Credits (Formula 12A), ein Bankkonto und eine Wohnungsadresse. Letzteres ist ein Problem fuer mich. Hab erstmal mein Hostel angegeben. In dem Arbeitsvertrag, den sie mir gaben, stand eine Adresse drin. Las sich gut. War blos nicht meine. Also wieder zurueck. Mal sehen wann ich den nun bekomme. Die Steuern sind hier 20% fuer die ersten 29.000 Euro im Jahr. Danach ein Vortrag von der Security im Kasernenhofton. Ich muss mein schmuckes Badged immer zwischen Hals und Huefte (besser Schwanz) sichtbar tragen. Rauchen im Gebaeude schon gar nicht, aber auch vor dem Eingang erst nach 30 m links oder rechts. Cyber Cafe im Haus. Hat blos keinen einzigen Computer, dafuer Kaffee und Tee kostenlos. Ein anderer Deutscher ist auch in der Neulingengruppe. Ein Kreuzberger, der mit seiner Frau hier wohnen will und gerade mit einem anderen Kreuzberger Freund ein Haus gemietet hat. Kann das Englische ungefaehr so wie ich. Er sollt sich mal entscheiden zwischen rasieren oder nicht. Ungleichmaessig rasiert, gerade unter der Nase, sieht panne aus. Ist aber nen netter. Kreuzberger halt. Ein Kreuzberger und ein Friedrichshainer treffen sich in Dublin. Was tun? Sich vielleicht mit Gemuese bewerfen? Einige der Vortragenden sprachen extrem schnell und leise. Hinter uns rauschte die Aircondition. Gesundheitsvorschriften, Weiterbildungsmoeglichkeiten. Essen in Kantine war lecker und billig. Gab entweder Tunfischsteak (eine echte Tunfischscheibe!) oder Moussaka oder Schinken. Hat uns HP spendiert. Danach endlich rauchen (nicht vergessen 30 m links oder rechts vom Eingang) und nachmittaeglich muede weiter den Vortraegen lauschen. Naechste Woche werden wir Training haben. Woanders, nicht bei HP. Rundgang durchs Gebaeude. Es gibt ein kostenloses Gym. Find ich toll. Ist alles nach Desks eingeteilt. Hierzulande wuerde man wahrscheinlich Abteilungen sagen. Ich gehe zum Coney-Desk. Den gibts erst seit 2 Wochen. Hat noch gar keinen richtigen Raum. Suchen noch einen. Sitzen erstmal in einem Meeting Room. Erstmal gabs auch keinen Chef fuer mich. Dann doch. Ein Franzose. Hab Namen schon wieder vergessen. Nicht gut, mein Namensgedaechtis. Soll dann Morgen um 9 wieder kommen. Hat Arbeit fuer mich. Alles im Allen hats wirklich nen netten Eindruck gemacht. Ich muss mir eine Wohnung suchen.

Montag, Mai 29, 2006

Das Priesterseminar

Die Studentenabsteigein Maynooth entpuppte sich als Irlands Priesterseminar. In dem Gebaeudekomplex wurden bisher die meisten Geistlichen weltweit ausgebildet. Natuerlich waren der Papst (der alte Paul II) und Mutter Theresa auch schon da. Also zu Besuch, nicht als Priesteranwaerter. Nebenbei gibt es auch noch das katholische College St. Patrick und eine Universitaet. Sattgruener Park mit vielen verschiedenen, sorgfaeltig beschnittenen Bueschen und Baeumen, darauf schwarze Raben, ueberall kleine Wege, ein Blumengarten, abseit eines Weges ein aus Baeumen geformter Gang, der zu einem Friedhof der langen, treuen Diener des Hauses fuehrt, auf dem einen Hof ein sorgfaeltig angelegter Teich mit kleinen beschrifteten Wasserspielen (ich kann mich nur an "Ort des Schmerzes" erinnern"). Im Erdgeschoss gehen die Raeume von einem langen Gang ab, der fast um das gesamte rechteckige Haus geht und an dessen Waenden die Portaeits der verstorbenen Praesidenten auf der einen Seite und die jeweiligen Jahrgaenge auf der anderen Seite haengen. Am Ende kam man in die Kirche mit viel Holz und laengsgestellten Baenken. War keiner drin, unbeleuchtet, nicht abgeschlossen. Mein Zimmer war im Seitenfluegel im Dachgeschoss, ganz am Ende. Wunderschoene Aussicht, wenn man auf sowas steht. Fruehstueck gabs in der Pugin-Hall, einer grossen Halle mit viel zu vielen Tischen. Dort gruessten sich alle. Junge Maenner, wahrscheinlich Priesteranwaerter sassen zusammen an den Tischen und konnten sogar lachen.

Abends joggte ich in dem Park ein paar Runden. Mir war langweilig und ich ueberlegte mir eine Plan fuer die Nacht. Mit Eigenblut ein Pentagramm auf den Kirchenboden malen und vielleicht noch eine schwarze Katze... danach in das Zimmer des Praesdienten schleichen und ein Paar Kinderpornos aus dem Internet runterladen und auf seinem Rechner abspeichern. Naechsten Morgen koennte ich dann die Polizei rufen und erzaehlen, dass mich mehrere Priesteranwaerter zu einem seltsamen Gottesdienst in die Kirche gezwungen haben. Dann sind sie alle in eindeutig sexueller Absicht uebereinander hergefallen. Ich konnte zum grossen Glueck fliehen und mich im Zimmer des Praesidenten im Schrank verstecken... Hab ich dann aber doch nicht gemacht. Stattdessen hab ich geduscht und auf meinem Zimmer noch etwas gelesen.

Positiv an Maynooth war auch, dass sie einen Aldi hatten. Der Aldi hier hat ungefaehr die gleichen Preise, wie in Dt., nur die Produkte sind groesstenteils ganz andere. Abends traf ich dann noch einen Deutschen, der mir den Weg zum Dubliner Lidl erklaerte. Alles wird gut.

Morgen ist erster Arbeitstag. Die Woche werd ich auf Wohnungssuche gehen.

Viel Gruess, Kristian

Freitag, Mai 26, 2006

Heut war ich bei HP. Soll meine neue Arbeit werden. Sah nett aus. So ein neues Buerogebaeude, wie man es sonst nur aus amerikanischen Filmen kennt. An der Rezeption bekam ich einen Besucherausweis, den ich mir um den Hals haengen musste. Der Volker holte mich ab und fuehrte mich ueber mehrere Treppen und einen Fahrstuhl in ein grosses Buero, mit grossen schoenen Schreibtischen - zumindest fuer Diplomandenverhaeltnisse. Nach fuenf Minuten war es auch schon wieder vorueber, Anfang Montag 10 vor 9, Arbeitsvertrag auch Montag. Eigentlich sollte ich einen Arbeitsvertrag zu geschickt bekommen haben. Ist wohl aber zwischen Irland, Brian, meinem Vermittler und mir verschuett gegangen. Smalltalk. Volker ist im selben Hostel, Jackobs Inn, abgestiegen, als er vor ein paar Jahren nach Irland kam. Fuer mein Fahrrad soll ich mir ein gutes Schloss zulegen. Ich erwiederte, dass ich das von Berlin gewoehnt bin und zwei gute Schloesser dabei haette. Ich hatte meine, nach einigen Reisetagen, etwas fleckigen Alltagsklamotten an und entschuldigte mich dafuer. Mein Koffer ist noch am Flughafen. Klingt gut, wah: Mein Koffer ist noch am Flughafen. Irgendwie wichtig, so nach Geschaeftsreisender. Macht aber nichts, wie mir Volker versicherte. Es wird nicht so viel auf Kleidung wert gelegt. Haett ich mir meinen schwarzen Anzug, den ich in Berlin bei Real noch gekauft hatte, also sparen koennen. Ich sah auch einige im Buero mit langen Haaren dort.

Bin mit Fahrrad zu HP gefahren. Dublin ist kleiner als Berlin. Der grosse Unterschied ist aber, es ist gnadenlos unuebersichtlich. Kleine kurvige Strassen, keine Berliner Alleen. Du faehrst eine Strasse lang von der du im Moment annimmst, sie verlaeuft in die richtige Richtung, aber nach verschiedenen Kurven bist du hoffnungslos verwirrt. Die Strassen schlaengeln sich, ohne erkennbaren Plan, durch die Stadt, Berg auf Berg ab. Es es stickig von den ganzen Abgasen. Auch Strassenschilder sind hier keine Selbstverstaendlichkeit. Hinzu kommt, dass fast jede Strasse Einbahnstrasse ist. Auch wenn die Strasse geradeaus geht, darfst du noch lange nicht. Die wenigen, mutigen Fahrradfahrer auf der Strasse bewegen sich anscheinend ausserhalb der Verkehrsregeln. Nunja ich bin halt Deutscher und an Regeln gewoehnt. Bei Rot halte ich meist an. Hier fahren die Fahrradfahrer beliebig, links, rechts, mittig, mit und entgegen der Einbahnstrasse. Auf der Rueckfahrt hab ich mich eine Zeitlang einfach treiben lassen. Dann fragte ich nach dem Fluss Liffley. Am Liffley kann man sich gut orientieren. Er teilt die Stadt in eine Nord und Suedhaelfte. Ich wohne in der Naehe des Flusses auf der Nordhaelfte. In Dublin jemanden nach dem Liffley zu fragen, ist ungefaehr das Gleiche, wie jemanden in Berlin nach der Spree zu fragen. Komischer Blick und naja dalang, aber im Gegensatz zu Berlin immer freundlich.

Morgen fahr ich woandershin. Hab den Namen grad nich im Kopf. Ein kleines Oertchen, 24 km von Dublin, mit einer Universitaet, wie man sie sich vorstellen wuerde, wenn Harry Potter Student waere. Gruene Wiesen, gotische (?), Efeu-ueberwucherte Haeuser - zumindest auf den Bildern im Internet. Ueber Wochenende gibts keine Zimmer mehr im ganzen Dublin. Waere vielleicht auch mal spannend gewesen aufm Bahnhof zu uebernachten, besonders, da ich mich langsam langweile, keine Lust auf Touristenprogramm, muss aber am Montag frueh frisch auf der Arbeit sein. Da ist Bahnhof nicht das richtige. Hoert sich komisch an: Am Montag frueh auf der Arbeit sein. Ich war noch nie Montag frueh auf der Arbeit. Bloed ist nur das sie in dieser Studentenabsteige nur noch Doppelzimmer frei hatten. Will gar nicht erzaehlen, was das kostet.

Gestern fand ich in einer Dubliner Zeitung, sowas wie die Zitty, nur kostenlos, einen Artikel ueber deutsche Weine. Laut dem Artikel gibts hier nur billige, ecklig suesse deutsche Weine. Fuer die echten, guten muss man im Weinladen nachfragen. Jedenfalls empfehlen sie deutsche Weine und man soll sich doch in dem naechsten Lidl ein paar deutsche Wuerste kaufen und alles zusammen verspeisen. Lange Rede kurzer Sinn: Irgendwo muss es einen Lidl in Dublin geben. Das hellt meine Stimmung auf.

Viel Gruess, Kristian

PS: Das Rauchen ist hier in saemtlichen oeffentlichen Raeumen verboten, inklusive Pubs, Hostels und HP. Ueberall auf den Strassen sieht man Raucher einzeln oder in kleinen Gruppen stehen und schnell eine durchziehen. Find ich aber gar nicht schlecht. Die Raeume riechen besser.

Montag, Mai 01, 2006

Was auch immer

Alles nur zum Test!