Sonntag, November 04, 2007

Von Singapore nach Shanghai

Ich bin in Shanghai und mein Blog ist wieder, anders als in Beijing oder Quingdao, zugaenglich. Ich musste allerdings meinen Pass vorzeigen, und meine Daten wurden sorgfaeltig notiert. Hier also mein komprimierter Reisebericht von Singapore nach Shanghai. Fotos spaeter.

Diesmal war im Flugzeug genug Platz. Ich fragte nach und bekam einen der Notausgangsplaetze mit viel Beinfreiheit. Neben mir sass ein chinesisches Maedchen im Minirock und schlief den ganzen Flug nach Hongkong genauso fest wie ich. Angekommen kaufte ich mir noch am Flughafen ein Zugticket nach Beijing und nahm den Bus zum Bahnhof in Kowloon. Bus ist besser als U-Bahn, billiger und du siehst mehr von Hongkong. Insgesamt war ich wohl drei Stunden in Hongkong. Sieht irgendwie chinesischer aus als beim letzten mal. Zugfahrt 24h, kein Halt zwischendurch, Sechsbett tuerloses Schlafabteil, war aber bequem und ich kam ausgeruht in Beijing an.

Mit zwei Mongolen machte ich mich am Bahnhof auf die Suche nach einem Hostel. Nach vielem hin- und her, vergeblicher Bussuche, teurem Taxi, vollem Hotel im Botschaftsviertel, Strassenverirrungen, checkten wir in einem netten, modernen Youth Hostel ein. Beijing ist mit Menschen, Autos, Fahrraedern und Mopeds chaotisch ueberfuellt. Die Strassen sind breit, der Verkehr gefaehrlich. Ampeln sind nur als Verkehrshinweis anzusehen, Fussgaenger Freiwild. Alte Stadtviertel wurden (und werden) platt gemacht und durch hohe und anonym-moderne Haeuser ersetzt. Die Stadt scheint, vom Tianmen Platz und der Verbotenen Stadt mal abgesehen, kein richtiges Zentrum zu haben. Die Luft riecht schlecht von Abgasen und ueber der Stadt haengt fast immer, wie in fast allen chinesischen Staedten, die ich bisher gesehen habe, eine Staubwolke. Abends gingen wir, die beiden Mongolen, ein Australier, den ich auf meinem Zimmer getroffen habe und ich, in einen Club. Eintritt teuer, edel-billige Ausstattung, neureiche Beijinger, Bedienung in Kostuemen, Getraenke noch teurer, Popmusik, ueberall Security. Das tanzen mit Bierflasche ist verboten und du wirst eindringlich von den Wachen von der Flaeche verwiesen. Gegen eins gab es eine Tanzeinlage eines westlich aussehenden, knapp bekleideten Maedchens. Eine junge chinesische Nutte schmiegte sich an mich. Zimmer haette es gleich in der ersten Etage gegeben. Naechsten Tag Verbotene Stadt, Tianmen Platz mit viel Polizei und ueberwachten Zugaengen, Maosoleum mit langer Schlange, Halle des Volkes gross und edel.

Quingdao, fuer ein paar Jahre, Anfang des 20 Jahrhunderts, einmal deutsche Kolonie, ist weniger hektisch, billiger und die Leute freundlicher. Die Deutschen haben trotz der wenigen Jahren ihrer Anwesenheit viele Gebaeude hinterlassen. In einigen Strassen konnte ich mich fast zu Hause fuehlen, ein zu Hause mit Chinesen Einwohnern. Ein Problem nimmt seinen Anfang. Keiner der Bankautomaten nimmt meine australische Karte.

Zug nach Jinan. Eigentlich wollte ich nach Taian, aber es gab Verstaendigungsprobleme. Gluecklicherweise liegen die Staedte fuer chinesische Verhaeltnisse nahebei. Auch hier will keine Bank meine Karte annehmen, keine der grossen, Bank of China, Construction Bank usw. Vielleicht hat auch meine Karte endgueltig den Geist aufgegeben. Sie hat ziemlich gelitten, als ich sie in der Sonne im Outback im Auto hab liegen lassen. Die Hotels verstehen das Konzept einer Kreditkarte nicht. Wenn ich mit Visa zahlen will, verweisen sie mich hoeflich aus der Tuer. Verzweiflung macht sich in mir breit, habe nur noch gut 100 Yuan (10 Euro). Deutsche Botschaft? Aber wie nach Shanghai kommen. Ich laufe fuer ein paar Stunden in dem chinesischen Chaos umher. Versuche es noch einmal bei einem Automaten einer kleinen Bank. Es funktioniert und ich hebe 3000 Yuan ab. Wer weiss, wann es wieder einmal funktionert.

Zug nach Taian und Taishan. Taishan ist ein Berg und fuer die Chinesen ein Nationalheiligtum mit vielen Tempeln und in Felsen eingemeiselten Versen. Konfuzius hat den Berg erklettert und gesagt, "Die Welt ist klein", Mao sagte, "Der Osten ist rot". Die Regentschaft eines Kaiser ist berechtigt, schaft er es den Berg zu ersteigen, so sagt eine chinesische Sage. Der Aufstieg war wirklich anstrengend, ich schwitzte mehr als die Chinesen. Die Luft war erfrischend klar. Ueberall kleine Tempel, in denen Raeucherstaebe und anderes Papierzeug verbrandt wurden. Freundliche Chinesen, verstanden aber mich, als allein reisenden Traveller nicht. Die Familie oder die Gruppe ist fuer die Chinesen sehr wichtig. Ein Chinese allein ist verloren, einsam.

Nachtzug nach Shanghai. Immer wieder Ueberraschungen - Kein einzigster englischer Schriftzug, dann aber eine nette, englisch sprechende Frau am Fahrkartenschalter. Von Shanghai bin ich bisher enttaeuscht. Ich hatte so viel ueber eine glitzernde Metropole gehoert, eine Stadt, die die Zukunft Chinas repraesentiert. Was ich bisher gesehen hab, ist aber genauso schmutzig-chaotisch, wie die anderen Staedte auch, nur die Haeuser in Pudong sind hoeher. Ausnahme ist vielleicht Der Bund, eine Stasse am Ufer mit vielen alten Prachtgebaueden aus der verruchten, geldgierigen Zeit der Kolonialherrschaft.

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

hab ich nicht verstanden: du hast deine kaisertauglichkeit durch gipfelbesteigung bewiesen, kriegst aber kein geld? komische leute.

wang hui

17:57  
Anonymous Anonym said...

hi.

nett, dass du für mich shanghai austestest. momentan ist geplant, dass ich mich noch vor ablauf des jahres als faule arbeitskraft erweise - im vergleich zur chinesischen arbeitsmoral. deshalb würde ich mich über insidertips bezüglich dieser stadt freuen - preiswertes und sicheres abschalten als frau in shanghai... ein paar touri-orte vielleicht auch...


bis dann

00:23  
Blogger Kristian said...

Ola Anonym,

ich kann mein Hostel, das Shanghai Hiker Hostel, empfehlen. Es wird viel von Westlern besucht, die Stimmung ist entspannt, und die Preise sind moderat (60Y fuer ein Domitorybett), Internet fuer umsonst. Du findest es relativ nahe am Bund, in der 450 Central Jiangxi Rd.

Viel Spass in Shanghai,
Kristian

01:33  
Anonymous Anonym said...

danke für die schnelle antwort - aber die unterkunft meinte ich nicht.
da es sich um eine dienstreise handeln wird - wenn sie jemals stattfindet - ging es mir wirklichen um eine bar, die ich alleine besuchen kann (u/o andere orte), um allein - ohne meinen chef- was zu machen. du kennst mich ja, ich bekomme ziemlich schnell einen lagerkoller...

02:55  
Anonymous Anonym said...

Nein ich kenne dich nicht, Frau Anonym! Oder warte, bis du au Berlin? Habn wa mal zusammn studiert? Warum willst du denn ohne deinen Chef etwas anstellen? Angst dich zu blamieren? Oder willst du da doch lieber einen kleinen Chinesen aufreizen?

Kristian wartet ganz gespannt auf eine Antwort.

20:59  

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