Samstag, Dezember 08, 2007

Salt Lake City - Die Mormonenstadt (Nachtrag)

Als ich kurz vor Mitternacht mit dem Zug ankomme, ist es kalt und regnerisch. Salt Lake City liegt ziemlich hoch in den Bergen. Das Atmen faellt mir schwerer. Ich laufe zu meinem Hostel. Dauert laenger als erwartet. Ich habe nicht auf den Massstab meiner Karte geachtet. Das Hostel in einer Nebenstrasse ist schwer zu finden. Ich bin durchnaesst und -froren, als ich ankomme. Nach dauerklopfen macht jemand auf und ich bekomme mein Bett. Im Hostel ist die Heizung kaput.

Naechsten Morgen gehe ich in die Stadt. Wie in vielen amerikanischen Staedten ist das Strassennetz gitterfoermig aufgebaut, die Strassennamen oft nur Zahlen. Im Zentrum, sozusagen 0,0 im Gitternetz, ist der Tempelsquare mit dem Mormonentempel.

Die Kirche selbst duerfen nur Mormonen betreten. Dafuer warten aber verschiedene andere Gebaeude und Mormonen mich zu bekehren. Die Mormonen sind immer gut, fast festlich gekleidet. Es wird fuer mich und zwei andere Deutsche eine deutschsprachige Fuehrung organisiert, eine junge Ostdeutsche. In der DDR gab es Mormonen, sogar mit eigenem Tempel. Und das, obwohl Nichtmormonen keinen Zutritt haben, auch Stasi nicht, es sei denn der Stasioffizier war auch gleichzeitig Mormone.

Alles sieht sehr edel aus, erweckt den Eindruck einer reichen Kirche ("an ihren Fruechten sollt ihr sie erkennen"), grosser Konzertsaal mit Orgel, zwei Besucherzentren mit Ausstellungen, ein riesiges Kongresszentrum mit dem angeblich groessten ueberdachten Saal der Welt. Der Saal war wirklich gross. Daneben gibt es unzaehlige Statuen und Brunnen. Die Mormonen haben definitiv etwas fuer Wasserspiele uebrig.

Die junge Ostdeutsche ist etwas aufgeregt, hat Schwierigkeiten vom Englischen ins Deutsche zurueck zu switchen, macht ihre Sache aber ganz gut. Sie ist ueberzeugt und will uns auch ueberzeugen.

Eigentlich heisst die Kirche Church of Jesus Christ of Latter-day Saints oder kurz LDS. 600 vor Christi wurde vom Propheten Nephi mit dem Buch Mormon begonnen, seine Nachfolger fuehrten es dann weiter, bauten ein Boot, schipperten nach Nordamerika. Dort wurde es dann vom Propheten Mormon und seinem Sohn Moroni beendet und vergraben. Joseph Smith, der Begruender dieser Kirche, fand dann die Tafeln irgendwann im 19.Jh, nachdem ihm Moroni als Engel erschienen war und die Stelle verraten hatte, und uebersetzte sie ins Englisch. Smith wurde von Gegnern der Kirche erschossen, seine Anhaenger liessen sich aber auf Gottes Geheiss im heutigen Utah nieder. Im uebrigen duerfen sie nicht rauchen und keinen Alkohol trinken. Utah hat den geringsten Alkoholkonsum in den Staaten.

Am Ende unserer Tour sollten wir unsere Adresse auf einen Zettel eintragen und ob noch weiteres Infomaterial gewuenscht waere (oder gleich der Kirche beitreten moechte). Und damit wir nicht gleich weglaufen sang unser ostdeutsches Maedel noch ein Lied fuer uns - also fuellten wir brav die Zettel aus. Nun ratet mal, welche Adresse ich eingetragen hab.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

ich find die frage jetzt nicht so einfach. das ist so wie der kleine hobbit, der gollum fragt, was er in seiner hosentasche habe.

can you give us a hint?
robert "was bin ich" lemke

22:35  
Anonymous Anonym said...

Eigentlich war die Frage nicht ernst gemeint. Ich wollte blos meine Freunde zu Hause etwas beunruhigen. Vielleicht stehen demnaechst gutgekleidete Momonen vor ihrer Tuer und moechten das verabredete Konvertierungsgespraech aufnehmen.

Kristian

04:40  

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