Dienstag, November 27, 2007

Das Mueslipackungsproblem

Es ist Morgens und ich brauche meinen Kaffee. Ich erinnere mich der freundlichen Frau hinter der Rezeption, sagte kleines Fruehstueck in der Kueche. In der Kueche entdecke ich den frischen Kaffee in der Maschine, giesse mir einen ein, gebe Kaffeeweisser dazu und mache mich auf die Suche nach etwas Essbaren.

Es liegen verschiedene Cornflakes- und Mueslipackungen herum. Cornflakes mag ich eigenlich nicht. Die Mueslipackung ist, bis auf ein kleines Buendel mit Geld leer. Ich suche weiter, finde Bagels und Erdnussbutter ... aber warte. Ich nehme die Mueslipackung wieder zur Hand. Zwischen Plastiktuete und Verpackung steckt ein Geldbuendel. Auf einen Blick sehe ich eine 1$, eine 100$ Note und einen 100 Yuan-Schein aus China, fuer die chinesische brauche ich etwas laenger, um sie zu erkennen, bin ja nicht in China, kann mich aber noch gut erinnern. Es sind vielleicht 50 Scheine im Buendel. Ich schiebe das Geld zurueck in die Mueslipackung, widme mich meinem Kaffee und lasse die Suche nach fester Nahrung erst einmal sein.

Was macht das Geld in der Mueslipackung? Sind die echt? Illegal? Von wem? Es handelt sich ganz bestimmt nicht um einen normalen Geldaufbewahrungsort. Es will eher jemand etwas verstecken. Soll ich das Geld behalten?

Ich bin drauf und dran die Mueslipackung auf den Rezeptionstisch zu knallen. Was soll das hier? Es ist am frueen Morgen und definitiv nicht der richtige Zeitpunkt um jemanden vor so schwierige Fragen zu stellen oder in Versuchung zu fuehren. Ich meine, hey, ich bin Traveller, ich kann das Geld schon gebrauchen - wie wahrscheinlich jeder andere in Chicago auch.

Ein anderer Hostelgast, ein Taubstummer, kommt rein und faengt an aufzuraeumen. Er wirft die Mueslipackung achtlos in den Schrank. Was ist, haette er sie in den Muell geworfen? Er scheint schonmal nicht der Besitzer zu sein.

Mir sind diese ganzen Fragen einfach zu viel am Morgen, und ich beschliesse das ganze zu ignorieren, mich auf, in die Stadt zu machen. Ich gehe ins Natural Science Museum. Laufe durch die Flure. Dinosaurier hier, Afrika, Ureinwohner der beiden Amerikas dort. Eine Ausstellung ueber die Evolution des Lebens - die Amerikaner im Norden sind nicht bibelfundamentalistisch und bestehen also auch nicht auf die Schoepfung in 6 Tagen. Mir geht aber das Geldbuendel in der Mueslipackung nicht aus den Kopf.

In dem Packen waren vielleicht 50 Scheine. Ich konnte ein Dollarnote und einen 100$ Schein erkennen. Wenn ich die 100 Yuan als Einzelstueck betrachte, koennten die restlichen natuerlich 48 Eindollarnoten sein. Es koennen aber auch 48 Benjamin Franklins sein, was dann zusammen 4801$ und 100 Yuan ergeben wuerde. Dazwischen muss es sich bewegen.

Es kann kein legales Geld sein. Jemand moechte das Geld verstecken. Vielleicht hat jemand Geld von Hostelgaesten gestohlen oder ein Angestellter bediehnte sich an der Kasse. Es ist eine gute Idee, dass Geld nicht mit sich herum zu tragen. Wenn es zu Trouble kommt und du durchsuchst wirst, ist das gestohlene Geld nicht bei dir. Es liegt neutral in der Kueche. Jeder kann es dort hingesteckt haben. Aber warum in einer Mueslituete, wo in einem Hostel doch damit zu rechnen ist, dass hungrige Traveller die Kueche nach Essbaren duchstoebern. Vielleicht war er oder sie ja in Eile.

Die Frage bleibt. Was tun? Natuerlich ist die Versuchung gross, das Geld zu nehmen. Mein Gott, es ist eh gestohlen... Aber was mit meinem Gewissen? Ich mag es nicht Entscheidungen zu treffen.

Zurueck im Hostel sehe ich in der Kueche die Mueslipackung immer noch im Regal liegen, genau, wie sie der Taubstumme reingeworfen hat. Eine Gruppe kocht gerade froehlich. Ich mache mir auch etwas zu essen, setze mich dann draussen hin und lese, auf meine Chance wartend.

Die Zeit vergeht. Leute kommen und verlassen die Kueche. Ich halte es nicht mehr aus und gehe mir einen Kaffe machen.

Die Mueslipackung ist verschwunden.

Ich mache mir einen Kaffee.

Ich warte.

Endlich ist die Kueche leer. Ich stelle sie sorgfaeltig auf den Kopf. Ich bin inzwischen ziemlich aufgeregt. Ich will einfach nur wissen, was aus diesem verdammten Geld in der Mueslipackung geworden ist, wo es her kam, wer es jetzt hat. Vielleicht, hat es ein anderer Traveller gefunden. Die Packung ist verschwunden und bleibt es. Die naechsten Tage werde ich immer wieder in der Hostelkueche nach seltsamen Papierbuendeln ausschau halten, aber nichts mehr dergleichen finden.

PS: Beruht auf tatsaechlichen Ereignissen!

4 Comments:

Anonymous Anonym said...

tja kristian,
hättste gleich mal zugegriffen. obwohl, vielleicht lebtest du dann jetzt nicht mehr oder wärest jetzt arrestiert.

is doch nur geld ;-)
sherlock holmes sein bruder

00:00  
Anonymous Anonym said...

Ich haette es genommen. Wenn ich das richtig kapiert hab war es ja eh nur geklautes Geld.

03:29  
Anonymous Anonym said...

der anonyme hätte das geklaute geld also genommen. prima! in was für ner welt leben wir eigentlich? da müssen doch noch andere sachen als nur der schnöde mammon zählen.

vera int-veen

03:34  
Blogger Kristian said...

Wer sagt, die Welt waere perfekt?

Kristian

02:26  

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